Rette sich, wer kann

Rette sich, wer kann. Kann ich? Beim Auswintern im vergangenen Spätherbst hatte ich ja schon eine böse Überraschung erlebt, als ich feststellen musste, dass die Rettungsinsel per Metallsplint gesichert war und dieser im Ernstfall ein kurzfristiges Abwerfen verhindert hätte. Mein Versagen. Diesen Anbaufehler der Hindelooper Werft hätte ich längst finden müssen. Nun gut. Auch wenn die Dreijahresfrist zur Revisionierung der Insel noch nicht ganz verstrichen ist, will ich diese vor dem „großen Schlag“ gen Westen lieber noch einmal checken lassen. Also habe ich mir mehrere Angebote diesbezüglich erstellen lassen, doch die Preise unterscheiden sich kaum. Knappe 500 Euro sind ein stolzer Preis, wobei meiner “Transocean 6“ noch nicht einmal den Notfallpack für über 24 Stunden enthält. Dessen Austausch würde nochmals weitere 100 Euro kosten. Bei den Preisen ist nachvollziehbar, weshalb manche Skipper gänzlich auf diese Kontrollen verzichten.

Ich komme zum späten Nachmittag in Bremen an. Typisch nordeutsches Winterwetter empfängt mich. Nasskalter Regen nimmt mir jede Lust, Bremens Innenstadt zu erkunden. So wähle ich die Shopping-Alternative und steuer direkt die SVB-Zentrale an. Hier will ich morgen früh auch die Retungsinsel prüfen lassen. Mit meinem Einkaufszettel, auf dem unablässig neue Positionen auftauchen, suche ich ohne Umwege den nächstbesten Mitarbeiter der Filiale auf. Die LED-Dreifarbenlaterne, die ich auf der Messe in Düsseldorf schon geordert hatte, liegt auch schon für mich bereit. Gastlandflaggen, Edelstahl-Splinte, Leckpropfen sowie Öl- und Dieselfilter sind mein Begehr und finden ihren Weg in meinen Rucksack. Der eine hat seinen Baumarkt, der andere (ich) den Bootszubehör-Laden.

dreifarbenlaternen - Rette sich, wer kann
links: neue LED-Dreifarbenlaterne mit Ankerlicht recht: die ursprüngliche Laterne am Mast

Pünktlich stehe ich um 8 Uhr auf der Matte, sprich, vor der Lieferantenrampe von SVB. Herr B. nimmt mich und die Rettungsinsel gleich in Empfang. Der Mann ist mir gleich sympathisch, allein seiner sparsamen und breitgezogenen norddeutschen Sprache. Heimat.

Die ganze Prozedur will ich filmisch dokumentieren. Mit dem Versprechen, Herrn B. bildlich nicht in Szene zu setzen. darf ich meine Kamera aufbauen. Also wird es wieder ein kopfloses Video geben. Das angebaute externe Mikrofon versagt gleich mal seinen Dienst. Rrh.
Während der Überprüfung bohre ich Herrn B. mit meinen Fragen Löcher in den Bauch. Geduldig gibt er Antwort, auch bei vielleicht nicht ganz so schlauen Problemstellungen. Da gibt es einen mysteriösen Deckel am Überdruckventil, dessen Funtion ich erst nach hartnäckigen Nachfragen irgendwann begreife. Für mich aufschlußreich ist unsere Diskussion über den richtigen Zeitpunkt des Übersteigens vom Boot zur Rettungsinsel. Bisher hieß es für mich immer, man solle möglichst spät das sinkende Schiff verlassen. Herr B. hat da eine andere Meinung und seine Argumente überzeugen mich.

Die Dichtigkeitsprüfung der Insel wird noch Stunden dauern. Da eine Austauschbatterie für das Außen- und Innenlicht fehlt und SVB mir deshalb die schwere Kiste deshalb nachsenden muss, gibt es für mich keinen Grund, noch weitere Stunden sinnfrei Herrn B. im Wege zu stehen. Meine Fragen sind tiefschürfend beantwortet. Gut, dass ich hierher gefahren bin. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Herrn B.

Die werte Leserschaft kann sich gerne das nachfolgende kopflose Video anschauen und möge mir die schlechte Tonqualität verzeihen.

Ahoi und seht ihr das?

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