Ich habe nur ein E !!!
Immer, wenn die beste aller Seemannsbräute ein Ich habe nur ein E ! flehentlich gen Himmel schickt, bin ich gefordert. Sofort. Unverzüglich. Zum Erfolg verdonnert. E steht für Edge und gilt als Sinnbild für eine quälend langsame Internetverbindung. Wenn also daheim dieser Mayday gleiche Hilferuf erschallt, hechte ich in den Keller, setze beherzt den häuslichen Router zurück oder ziehe mit letzter Kraft kurzfristige sämtliche beteiligte Stecker und Anschlüsse. Zumeist reicht das, um den Online-Notstand zu beseitigen und den häuslichen Weltfrieden zu retten.
Das NuvMuW
Auf Lütt Matten waren derlei hochkomplexe Rettungsaktionen bisher sinnlos, denn in Häfen gilt das noch wenig erforschte Naturgesetz der Unverträglichkeit von Marina und Wifi (NuvMuW). Egal, ob ein starkes oder schwaches Wlan-Signal vorhanden ist, ob Du am Anfang oder am Ende des Steges liegst, du römisch-katholisch oder konventionell im Slot liegts oder ob du mit deinem Telefon auf den Mast kletterst. In Marinas ist kein vernünftiger Wifi-Zugang möglich. Würde mich nicht wundern, wenn mittlerweile das NuvMuW als tradierte Weisheit im aktuellen dicken blauen Wälzer “Seemannschaft“ zu finden ist.
Die dringendste Frage an den Hafenmeister
Es bleibt ein Rätsel, warum wir anlandenden Segler wider besseren Wissens und auf ein Wunder hoffend, überhaupt das Wlan-Passwort des Hafens erfragen. Früher gab es nach einem 8-Stunden-Törn nur eine dringliche Frage beim Hafenmeister zu klären: der Zugangscode zur Toilette. Heute, scheinbar nicht minder akut, muss zuerst das Schlüsselwort zum kabellosen Internet eruiert werden. Inhaltlich macht das letztendlich häufig kaum einen Unterschied… Aber ich komme vom Kurs dieses Beitrages ab.
Gilt das NuvMuW auch auf Lütt Matten?
Dass beim Segeln bestimmte in Stein gemeißelte Wahrheiten, wie beispielsweise der Satz des Pythagoras, nicht gelten, habe ich ja kürzlich auf dem Törn von Kiel nach Warnemünde beweisen können. Heute nun will ich den Versuch wagen, das NuvMuW auf Lütt Matten außer Kraft zu setzen.
Skeptiker setzen sich ja neuerdings Aluminiumkappen auf den Kopf, statt selbigen zu benutzen. Ich verzichte auf dieses betrügerische Hütchenspiel und vertraue lieber meinem Verstand. Wenn die Sendeleistung des Netzwerkes nicht stimmt, müßte eine Leistungssteigerung auf der Empfängerseite doch zum Ziel führen. Wobei der Sender natürlich auch Empfänger ist. Nach mehreren erfolglosen Versuchsreihen der vergangenen Monate habe ich nun im Vorfeld tief in die Trick- besser wohl Geldkiste gegriffen. Die Investition beläuft sich immerhin auf ca.330 Euro. Die einzelnen Komponenten sind:
- TravelConnector TC12SE2 USB 2.4GHz, 12dBi Rundstrahlantenne
- Masthalterung
- WLAN Reise-Router UWR150V
- USB Verlängerung (10m ingesamt)
Der Versuchsaufbau
Die provisorische Installation ist denkbar einfach und fast schon selbsterklärend. Die aktive Antenne erhält über das USB-Kabel ihren Strom. Selbiges in den Router stecken. 12V -Anschluss des Routers verbinden. Fertig. Naja, man muss noch dem Router das Kennwort des ausgewählten Netzwerkes bekannt geben und das Wlan des Routers vielleicht noch umbennen und mit einem eigenen Kennwort belegen. Wer mit Fritz-, Digi- und sonstigen Boxen schon gearbeitet hat, sollte auch mit diesem Router in 5 Minuten fertig sein.
Ganz Warnemünde auf dem Schirm
Joo. Und dann wird man von der Vielzahlt nun angezeigten Wlans der Umgebung und deren Signalstärke quasi erschlagen. Habe ich jetzt ganz Warnemünde auf dem Schirm? Die nachfolgenden Stunden ergeben einen unterbrechungsfreien Zugang in ungewohnt guter Qualität. Wichtig ist, dem Router noch zu sagen, mit welcher Antenne des Hafen-Wlans er korrespondieren soll. Ansonsten gibt es immer mal Fehltritte. Die Experten reden wohl in diesem Fall von Mesh, was der 12V-Router wohl nicht beherrscht. Aber ich bin da kein Experte.
Fazit: Das NuvMuW gilt zumindest auf Lütt Matten nicht mehr und scheint wohl doch ein von Menschenhand gemachtes Problem. Falls meine Stegnachbarn jetzt ebenfalls sich antennmäßig verstärken, beginnt das technische Wettrüsten von Neuem und ich hätte NuvMuW wieder am Hacken. Aber diese Seite wird ja wohl keiner lesen. Ahoi
Epilog
Kompliziert und deshalb noch nicht vollendet ist die permanente Installation. Allein das Kabelziehen vom Heck bis zum Navigationstisch ist eine Geduldsarbeit für den Spätherbst. Dann wird hier hoffentlich niemand meine Verzweiflungsschreie hören.