In den kommenden Tagen geht es erstmalig auf einen mehrtägigen Törn. Bei der Planung reicht das simple Eingeben des Zielortes in das Navi (auf Yachten spricht man vom Plotter) natürlich nicht aus. Zuerst informiere ich mich über das zu erwartende Wetter. Der Deutsche Seewetterdienst und mehrere WetterApps befrage ich nach Windstärke, Windrichtung, Wellenhöhe usw. (Fachchinesisch: man zieht sogenannte Grib-Files). Dabei versuche ich aus den unterschiedlichsten Informationskanälen eine für mich plausible Wettervorhersage zu filtern. Die Windstärke allein sagt schon mal, ob ich überhaupt starten kann. Kein Wind bedeutet nerviges Motoren, Starkwind heißt für mich Anfänger im Hafen abwettern. Die vorhergesagte Windrichtung schränkt meine Auswahl möglicher Kurse und Ziele ein. Eigentlich kann man ja jeden Kurs ersegeln. Aber +/- 30 Grad (höher geht es mit Lütt Matten nicht) sollte der Wind nicht aus der Zielrichtung kommen, ansonsten wäre ein Kreuzen mit erheblicher Distanzverlängerung nötig (Fachchinesisch: man würde gegenan bolzen).
Gut. Windstärke und Richtung stimmen. Jetzt schnappe ich mir die Hafen- und Revierführer und wühle im Internet nach weiteren Informationen. Ist der angepeilte Hafen überhaupt ansteuerbar? Matten hängt mit 1,90m ziemlich tief im Wasser und erzeugt damit schon einige Sorgenfalten. Beispielsweise mein erstes Wunschziel Nysted- ein schöner Hafen in der Nähe von Gedser. Ich werde aus den Tiefenangaben einfach nicht schlau. Sowohl die betonnte Ansteuerung als auch die Tiefenangaben im Hafenhandbuch geben mir Rätsel auf. Ratlos habe ich dann dem dortigen Hafenmeister gemailt und harre einer Antwort.
Nachdem das machbare Ziel klar ist, aktualisiere ich alle Karten und lege dann den Kurs in der Karte und im Plotter fest. Auf das Thema Stromversatz, Mißweisung etc. gehe ich nicht ein und lasse es unter SKS-Wissen in der hinteren Schublade. Ich markiere Wegpunkte (Kursänderungspunkte) und suche die Kurslinie nach Tonnen, Untiefen und Leuchtfeuern ab. Zusätzlich liegen weitere Hindernisse auf der Strecke: Windparks, militärische Sperrgebiete und Verkehrstrennungsgebiete (entsprechen Autobahnen mit speziellen Verkehrsregelungen). In der Nordsee käme dann noch die Gezeiten- und Strömungsberechnung dazu. Aber auch die Ostsee hat unterschiedliche Wasserstände, die insbesondere in Flachwasserzonen (z.B. Hiddensee und Nysted) Bedeutung erhalten. Also beame ich mich noch auf die Seiten vom BSH und checke gleich noch die Bekanntmachungen für Seefahrer. Siehe da, es ergeben sich vor Hiddensee gleich mal ordentliche Tiefenänderungen im betonnten Fahrwasser (im Extremfall geht die Tiefe da plötzlich auf 1,4om!!!). Gut, das ich das jetzt weiß. Bei Matten hätte es mächtig unterm Kiel geknirscht. Auch der neue Windpark vor Bornholm ist beim BSH als Sperrzone verzeichnet. Der Windmühlenwald vor Gedser läßt sich dagegen gut betonnt durchfahren.
Vielleicht nehme ich das Ganze auch noch zu ernst. Ich habe für den geplanten Törn gleich mal einen kompletten Nachmittag verbraten. Doch ich fühle mich jetzt einfach sicherer und hoffe auf guten Wind.