Aus dem Winterlager ins Winterlager

Schon die Fahrt nach Barth macht klar, das Winterlager werde ich heute nicht auflösen können, sondern mich zu Matten in die eisige Kälte gesellen. Schneetreiben und Temperaturen um ein Grad Celsius nehmen mir die Vorfreude auf den Tag. Pünklich um halb Zehn bin ich vor Ort und krame zuerst die lange Funktionswäsche aus dem Seesack. Matten finde ich eingeplant und mit frischem Antifouling-Anstrich sowie neuen Opferanoden vor. Doch gleich zeigt sich eine neue Baustelle. Die Anode des Bugstrahlers konnte wegen Bockigkeit einer unlösbaren Schraube nicht getauscht werden. Eine Saison wird sie sich noch der Elektrolyse opfern können, doch beim nächsten Auskranen muss irgendwie eine gewaltfreie Lösung gefunden werden.

Mit klammen Händen löse ich die Leinen der Winterplane und kämpfe mit einem 6er Wind aus Ost. Hätte der Lagerbock Mattens Rollen, würden wir jetzt mit recht unkonventionellem Segelkleid, sprich der Plane, gen Westen surfen. So aber zittert Matten, ähnlich wie ich vor Kälte, bleibt aber brav stehen. Gegen Mittag gehe ich endlich aus dem einsamen Kampf Mann gegen Plane als Sieger hervor und hänge die Fender an die Reeling. Da rollt auch schon der Kran heran und hebt Lütt Matten behutsam in die Seile. Bei dem heftigen Wind komme ich ins Grübeln über die richtige Taktik beim Einparken in die Box. Die Marina ist noch fast leer, so dass ich mir einen Liegeplatz mit günstigsterr Richtung (gegen den Wind) und im Windschatten eines hochbordigen Motorbootes aussuchen kann. Der Plan steht und nun geht es mit Matten fix ins Wasser.

Ich checke die Bilge und die Ventile. Puh, außer einer kleinen, wohl alten Pfütze bleibt alles trocken. Nun müßte nur noch der Motor anspringen. Macht er, ohne langes Rödeln. Kühlwasser fließt auch. Also können die Krangurte gelöst werden und Matten ist wieder ganz in seinem nassen Element. Alles geht so schnell, dass, ob des   anstehenden Hafenmanövers bei dem heftigen Wind, keine Zeit bleibt, ängstlichen Gedanken Raum zu geben. Und mein Plan geht auf. Der Anleger gelingt gleich beim ersten Versuch und ohne Blessuren. Puh. Leinen fest. Das obligate Anlegerbier schmeckt auch wieder. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, dass mir ein Marinero bei den Vorleinen und das Bugstrahlruder beim Windversatz hilfreich zur Seite standen.

Es folgt das Umladen des Gepäckgedöns. Dabei fällt mir auf, dass die (noch) fehlende Bordbar die Zahl der Wege zwischen Auto und Boot deutlich reduziert. Nach gut einer Stunde hat alles wieder seinen Platz und ich kann mich weiter Matten widmen. Landstrom legen, Trinkwasser auffüllen, Sprayhood anbauen, Leinen klarieren usw. Gegen 17 Uhr fällt der Hammer und ich merke, dass es immer noch oder immer mehr kalt ist. Hoffentlich springt die Dieselheizung an. Doch vorher muss ich noch um mein Überleben kämpfen und für Proviant sorgen. Morgen werde ich die Segel anschlagen und lasse den Motor inspizieren. Tagesziel ist dann Stralsund. Na dann gute und warme Nacht.

 

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