Oh, oh. Diese Einkaufstour wird teuer. Mein Laufzettel für die Messe Boot 2019 in Düsseldorf ist lang. Noch daheim hatte ich mir eine Liste mit den zu besuchenden Ständen gemacht und will so zum einen die zurückzulegenden Strecken auf der Messe begrenzen und mich zum anderen zusätzlichen Verlockungen diverser „schön-zu-haben-Angebote“ entziehen. Vorab, das ist tüchtig schief gegangen. Weil, ja weil mein Einkaufszettel ungenutzt in meinem Quartier liegen blieb und meine Lauferei so etwas planlos verlief.
Edelstahlträger mit edlem Preis
Mein erster Weg führt mich zu einem Hersteller von Edelstahl-Geräteträgern. Ich hatte mir von diesem ein Angebot erstellen lassen, dass analog zum verwendeten Werkstoff preislich ebenfalls sehr edel ist. Gerechnet hatte ich mit ungefähr der Hälfte des veranschlagten Preises (und das ist schon eine Menge Holz) und habe deshalb gedanklich das Angebot schon ausgeschlagen. Trotzdem möcht ich mir heute ein ausgestelltes Beispiel für eine 37er Bavaria anschauen. Vielleicht läßt sich preislich noch etwas machen oder das Angebot ist eben einfach überwältigend.
Ist es aber nicht. Ohne Zweifel stimmt die Qualität. Saubere Schweißnähte. Hochglanzpolierte VA4-Rohre. Eine absolut stabile Konstruktion, da der Träger nicht einfach an die vorhandene Reling angeschweißt wurde, sondern eine komplett neue Reling kreiert wurde. Ich komme mit dem Geschäftsführer der Firma ins Gespräch, der sogleich seinen hohen Preis verteidigt. Ich verstehe ihn, doch für mich ist der Edelstahlträger einfach zu teuer und wirkt bei Mattens 36 kleinen Füße zu wuchtig. Letztlich höre ich auf mein Bauchgefühl und schlage das Angebot aus. Eine andere Lösung muss her.
In leiser Vorahnung liebäugelte ich alternativ zum Geräteträger daheim schon mit einer Trägerkonstruktion an der Reling und recherchierte diesbezüglich einige Hersteller und Preise. Aber auch diese Lösung birgt einige Fragezeichen. Da ist der wesentlich geringere Platz für die solaren Energiefänger. Die ausgeklappten Panels ragen teilweise über die Reling nach innen und kollidieren so mit der Bimini. Und, die vorhandene feste Reling auf Matten müßte verlängert werden. So trennt sich bei den wenigen Angeboten für mich schnell die Spreu vom Weizen. Schließlich werde ich fündig, just bei dem Anbieter, der auch die von mir präferierte Windfahnensteuerung anbietet. Das wäre natürlich vorteilhaft, denn beide Installationen könnte ich in eine Hand geben kann, hätte nur einen Ansprechpartner und die Kosten für die Anfahrt der Monteure fiele nur einmal an.
Lütt Matten und die rote Fahne
In meinem letzten Beitrag berichtete ich ja schon über die konstruktiven Schwierigkeiten, die mit Lütt Mattens großer Badeplattform verbunden sind. Klar war für mich, dass ich mit der Windfahnensteuerung auch unbedingt ein zweites Hilfsruder installieren will. Merkwürdigerweise findet ich gerade in der Zeit des Planens gehäuft Berichte über gebrochene Ruder auf hoher See. Also ist ein zweites unabhängiges Ruder ein Essential. Ich weiß, da ist er wieder. Der ewige Pessimist.
Peter F. läßt seine Pacific Plus nur mittig anbauen, scheidet also aus. Aries etc. ebenfalls. So werde ich mich auf das Versprechen von Tomlogisch verlassen müssen, dass eine seitliche Montage auch funktioniert. Herr Logisch beteuert nochmals, dass eine außermittige Installation der Selbststeueranlage und deren Funktion kein Problem wäre. Obwohl nicht 100%ig überzeugt, beschließe ich, mich auf das Wagnis einzulassen. Also schnürt Herr Logisch für mich und Lütt Matten ein Gesamtpaket, bestehend aus zwei Solarpanelen plus Halterung und Selbststeuerungsanlage inklusive Installation und bleibt damit insgesamt immer noch weit unter dem Preis des Geräteträgers. Als Fertigstellungstermin wird mir März/April 2019 zugesichert. Alles scheint zu passen. Ich werde das Angebot annehmen. Puh, vorerst ist mir damit eine Sorge genommen. 200 Watt mögliche Solarenergie und ein Windfahnensteuerung, die keinen Strom verbraucht. Matten wird am Heck also eine rote Fahne tragen. Hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
Mit der gefunden Lösung bin ich zufrieden und kann meinen weiteren Messebesuch nunmehr entspannter angehen. Die Praxis wird zeigen, ob ich heute gut investiert oder Geld versenkt habe.
Seekarten
Meine nächste Anlaufstelle ist Navionics, seines Zeichens auf dem Gebiet der elektronischen Seekarten Marktführer. Leider gibt es auch in diesem Jahr kein Kombiangebot für Plotter und Tablet. Will heißen, zweimal Karten ordern. Zumindest erhalte ich das Kartenpaket bis zu den Kanarischen Inseln zum update-Preis. Die Karten fürs iPad kann ich nur daheim ordern. Trotz der zwei unabhängigen digitalen Karten werde ich auf die altmodische, sprich zellusosehaltige Form der Karten nicht verzichten. Beim Besuch des Verlages verschaffe ich mir in aller Ruhe eine Übersicht über die notwendigen Navigationsblätter. Deren Preise summiere ich heute mal lieber nicht auf. Die Bestellung löse ich dann über den Buchhandel vor Ort aus. Der Umsatz wird meinem Schmökerladen um die Ecke sicher gut tun.
Auf Nummer Sicher
Als bekennender Bedenkenträger bin ich oft zu vorsichtig und übertrieben sicherheitsbewußt, obwohl ich damit im Großen und Ganzen bisher ganz gut gefahren bin. Nur an manchen Tagen vergebe ich mir dadurch beispielsweise einen schönen Segeltag, nur weil einer von drei Wetterdiensten von 7er Böen spricht und am Horizont eine dunkle Wolke hängt. Jedenfalls will ich bei dem geplanten Törn auf Nummer Sicher gehen und laufe den Stand meines Boots-Versicherers an. Dort erfrage ich die Vorgehensweise für die Erweiterung des Fahrgebietes für Lütt Matten. Zumindest mein „Alleingang“, sprich das Einhandsegeln, stellt kein Hinderungsgrund für die Versicherung des geplanten Törns dar. Mit dem Hinweis, rechtzeitig die Manschette des Saildrives zu wechseln (ist beauftragt) und vorab das Rigg gründlich zu prüfen, will man mir in den kommenden Tagen ein entsprechendes Angebot zukommen lassen.
Sicherheit, die zweite
Und nun komme ich zu den drei Dingen, die nicht auf meinem Zettel standen, jedenfalls nicht heute: Da meine Rettungsweste zumindest in den Sommermonaten immer etwas unbequem und am Hals recht kratzig ist, wollte ich nach einem simplen Lifebelt schauen. Doch den habe ich auf der Messe nicht gefunden. Stattdessen flaniere ich am Stand von Spinlock vorbei und laufe einer gut geschulten, aber trotzdem wenig aufdringlichen Standbetreuerin in die Arme, die mich zum Probetragen einer Rettungsweste einlädt. Wenig Gewicht und hoher Tragekomfort. Zusammen mit einer ebenfalls praktischen Sicherungsleine, die sich unbelastet sehr gut verkürzt und deshalb weniger am Körper stört, glüht mal wieder die Kreditkarte.
Sicherheit, die dritte
Und dann denke ich an meine kleine Epirb im Handyformat. Die hängt bisher immer an meiner Rettungsweste. Dass dieses kleine Ding tatsächlich einen Notruf via Satellit absetzen kann, will ich immer noch nicht glauben. Deshalb möchte ich sicherheitshalber für die „große Fahrt“ und mein Grabbag zusätzlich eine größere Notfunkbake an Bord haben. Die gibt es mittlerweile auch mit integriertem AIS. Also wackel ich von Stand zu Stand, um Preise zu vergleichen. Dann folgt ein kurzes Ratsch der Geldkarte. Gekauft. Praktischerweise übernimmt der Dealer gleich die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur.
LED on top
Vorletzter Einkauf ist eine LED-Dreifarbenlaterne mit Ankerlicht für den Mast. Der liegt ja gerade so schön flach in Barth. Da wäre für den energiesparenden Umbau jetzt doch der richtige Zeitpunkt. Der Hersteller verspricht nur ein Zehntel des bisherigen Stromverbrauchs. Eine BSH-Zulassung, also quasi der TÜV für Bootszubehör, liegt auch vor. 10% Messerabatt erleichtern zusätzlich die Entscheidung. Gekauft. Für Bug und Heck verzichte ich auf eine LED-Umstellung, da diese Leuchtmittel eh nur unter Motor glühen.
No Go mit Iridium Go
Da gibt es auf der Messe ja nun wirklich jede Spielerei für den technikaffinen Seemann bzw. für die Seefrau. Aber Anbieter von Satellitentelefonen sind auf der Messe kaum zu finden. Einen Händler finde ich. Der bietet mir das extrem teure Extrem-Model an. Meine Frage, warum er das preiswertere, natürlich immer noch ausreichend teure, Iridium Go nicht empfiehlt bzw. gar nicht erst im Programm hat, bleibt unbeantwortet. Ob und wie ich mit dem Extrem-Teil Wetterdaten ziehen kann, weiß der smarte Herr auch nicht. Klar, die Frage ist auf einer Bootsmesse auch nicht zu erwarten. Bestimmt gibt es aber zu dem einzig angebotenen Gerät eine goldene Tasche, die, wenn man Glück hat, auch wasserdicht ist… `schuldigung, es geht mal wieder mit mir durch. Jedenfalls denke ich mir meinen Teil und suche weiter, dann halt per Mausklick. Weniger Beratung als auf diesem Stand geht auch im Netz nicht.
Das Refit-Center braucht ein Refit
Zwischen den Einkäufen ziehe ich mir einige Vorträge im „Refit-Center“ rein. Gut, wenn man dabei mal die Füße entlasten kann. Das war’s dann aber auch mit dem Lob. Vieles hörte ich schon im vergangenen Jahr und wirkt vom Veranstalter teilweise recht lieblos organisiert. Daran ändert auch kein Bastian Hauck als Moderator. Für manch Vortragenden scheint die Veranstaltung nur als Produktwerbung zu dienen. (Super, so ein LED-durchflutetes Boot. Noch besser, wenn der Bootsrumpf auch noch im Discolicht leuchtet.) Ein Referent sagt ab, weil er mal eben ein Boot verkaufen muss. Na klar, das verstehen alle interessierten Besucher, insbesondere wenn die Vorträge nicht bezahlt werden. Nee, da sollten sich die Organisatoren wirklich mehr einfallen lassen. Ja, ich komm ja schon wieder runter.
Last Order
Letzte Investition ist ein dicker Wälzer, dem ich schon beim Probelesen der ersten Seiten am Verlagsstand viele nützliche Hinweise entnehmen kann. Da mich das Buch fesselt und mir gerade gute Gute-Nacht-Literatur ausgegangen ist, nehme ich das Tragen dieser gewichtigen Literatur am Ende meines zweiten Messetages gerne in Kauf. Sind ja nur knappe 1000 Meter bis zum Parkplatz.
Mit müden Füßen verlasse ich die Messehallen. Luxusyachten und kraftstrotzende Außenborder lasse ich sprichwörtlich links liegen. Es reicht jetzt auch. Umsatz habe ich ausreichend generiert. Mit Mattens Energiewende bin ich ein Stück weiter gekommen. Ein gutes Buch trage ich unterm Arm. Und über den Zuwachs an Sicherheitsequipment wird daheim auch keiner klagen.