Mittagschlaf des Herrn R.

Mit dem Ziel, Bornholm in diesem  Jahr noch unbedingt ersegeln zu wollen, machte ich mich gestern nach Dienstschluss (!!)  auf den Weg nach Warnemünde. Halb Zehn angekommen, klarierte ich noch fix Lütt Matten auf und stellte den Wecker auf 5:30 Uhr. Ich dachte, Segeln sei ein geruhsames Hobby. Derartige Weckzeiten lassen mich mehr und mehr daran zweifeln.

Noch bei Dunkelheit koche ich mir eine Kanne Kaffee und versuche, mir ein Bild vom Wetter zu machen. Der Rostocker Kühlturm und die umliegenden Verklicker fallen als Windfahnen mangels Licht aus. Einzig das leichte Kräuseln der Wellen aus östlicher Richtung gibt einen Hinweis auf ungenügende Kooperation des Herrn Rasmus. Meinen Plan, Rügen bzw. Bornholm anzusteuern, kann ich vergessen. So entscheide ich mich für den Westen und peile Burgstaaken auf Fehmarn an. Das sollte gehen. Noch vor Sonnenaufgang löse ich die Festmacherleinen und gehe auf Kurs 292 Grad. Schnell spüre ich die morgendliche Kälte und lege volles Ölzeug an. Der Sommer scheint definitiv vorbei zu sein. Bei leichtem raumen Wind verrichtet nur das Vorsegel seinen Dienst und zieht uns mit 3 1/2 Knoten durchs Wasser. Nach gut zwei Stunden hat der Wind auf Süd gedreht und ich kann auch das Groß setzen. Mit fast 5 Knoten scheint ein Ankommen bei Tageslicht kein Problem zu werden. Die Sonne gewinnt an Kraft und schenkt mir noch einmal T-shirt-Wetter. Noch bin ich ganz allein auf dem Wasser und genieße den Tag. Blauer Himmel, moderater Wind und fast nur Wasser am Horizont. Schön. Doch nach und nach verliert der Wind an Kraft und die ETA (voraussichtliche Ankunftszeit) verschiebt sich wieder in die kommende Nacht. Rasmus hält mal wieder Mittagsschlaf. Unter vollem Segelkleid schmeiße ich den Jockel an und bin gefrustet. Nachdem auch für morgen Flaute angesagt ist, grübel ich über meine Optionen und entscheide mich dann zur 180-Grad-Wende. Einen ganzen Tag unter Motor für die Rückfahrt – dazu braucht man keinen Segelschein! Auch eine Wiederholung der Walsichtung vor Rerik scheint unwahrscheinlich. Rrh. So werde ich den Freitag lieber für ein Date nutzen. Telefonisch verabrede ich mich mit einem Segelmacher, der für Lütt Matten eine Winterplane anfertigen soll. Gegen 17:30 bin ich wieder in Warnemünde und freue mich trotz verlängertem Mittagsschlaf des Herrn R. über den schönen Tag. Immerhin konnte ich bei insgesamt 40 Seemeilen sechs Stunden segeln. Und nun gibt es ….. Scholle. Was sonst?

 

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