Gletschereis pur

Der gestrige Abend wurde noch gemütlich, auch wenn es draußen heulte und pfiff. Zum Abendbrot gab es Ulis leckere Kürbissuppe und Andreas haute zwei ordentliche Steaks in den Topf (eine Pfanne fehlt im Kücheninventar). Nach einigen Runden Doppelkopf rief dann die Koje. Das Gerüttel der vielen Autokilometer forderte seinen Tribut.

In der Nacht ging die Welt unter. Dauerregen und Windheulen ließen an unserem Wanderplan zweifeln. Doch zum Frühstück sieht das Wetter ganz manierlich aus. Vor uns liegen 9 Kilometer Hinweg zu einem Gletscher. Das Tal liegt recht windgeschützt. Noch versucht die Sonne ihr Bestes. Nach 5 Kilometern ändert sich das Bild. Das Tal zieht zu und ein naßkalter Regen verdirbt uns etwas die Freude am Wandern. Am Gletschersee angekommen, bestaunen wir die darin schwimmenden Eisabbrüche. Diese Eisberge zu nennen, wäre vielleicht übertrieben. Leider fehlt die Sonne und der Blick zum Gletscher selbst ist diesig.

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Nach einer kurzen Stärkung bei Apfel, Brot und Käse treten Uli und ich den Rückweg an. Grit und Andreas wollen noch weiter. Der Regen ist stärker geworden und mutiert zum Schneeregen. Die Nässe findet trotz Regenkleidung wieder ihren unangenehmen Weg auf die Haut. Nach insgesamt 18 Kilometern sind wir zwei froh, den Rückzug rechtzeitig angetreten zu haben und erreichen unser Auto durchnässt und mit müden Beinen. Auch wenn es nur 250 Höhenmeter zu überwinden gab, war der teilweise steinige Weg bei der Kälte mühsam.

Andreas und ich hatten uns am Frühstückstisch eine Wiederholung des gestrigen Fleischverzehrs gewünscht. So erledigen Uli und ich gleich noch den notwendigen Einkauf.

Die Lebensmittelpreise sind hier heftig, sogar etwas höher als in Chile. Wenn man allerdings die weiten Transportwege in diese entlegene Gegend bedenkt, relativieren sich unsere Ausgaben. Ein Restaurantbesuch würde noch stärker die gemeinsame Urlaubskasse belasten. Wir fragen uns bloß, wie die hier lebenden Menschen mit den hohen Preisen klarkommen, zumal in Argentinien eine kräftige Inflation herrscht und der Dollar zu einer wichtigen Nebenwährung geworden ist. Jetzt wärmen wir uns erst einmal auf und versuchen unsere Sachen trocken zu bekommen. Noch kurz etwas zur Überschrift: Bei organisierten Gletschertouren wird häufig Whisky mit Gletschereis serviert. Wir mußten uns heute mit Gletschereis pur begnügen. Mein Flachmann steht sinnlos daheim. Rrh

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