Lieber die Taube auf dem Baum …

Als kleinen Nachtrag möchte ich von einem fast biblischen Erlebnis berichten. Auf dem ersten langen Seemeilentörn von Gran Canaria nach Tenerifa verloren wir zwischenzeitlich den Sichtkontakt zum Land. Dies hatte ich mir zum Leidwesen der ängstlichen Teile meiner Familie immer wieder gewünscht. 360 Grad nur tiefblaues Meer. Bedingt durch den von zumeist nordöstlichen Winden mitgetragenem Saharasand liegten die Kanarischen Inseln häufig in einem Dunstschleiher und die Sichtweiten sind reduziert. Jedenfalls, so mitten im Atlantik und kein Land in Sicht, umfliegt uns eine Taube und unternimmt mehrere Anläufe, einen Landeplatz auf unserem schaukelnden Boot zu finden. Irgendwann gelingt es dem ruhesuchenden Vogel, Halt auf dem schlagenden und recht glatten Aluminiumbaum zu finden. Wir sind begeistert und freuen uns über die geglückte Landung. Und war da nicht mal etwas mit Noah auf der Arche und der Taube? Gut, wir wissen heute durch GPS, Karte und Plotter ständig, wann wir wieder Land erreichen sollten. Nach einer kleinen Erholungspause setzt die Taube ihren Flug fort. Für einen möglichen weiteren Landeversuch binden wir noch eine Antirutschmatte auf den Baum. Auf Leuchtfeuer für die Landebahn verzichten wir, um Irritationen bei anderen Schiffen zu vermeiden. Solche „kleinen“ Erlebnisse haben an Bord eine andere Bedeutung als auf dem reizüberfluteten Land, weil jedwede Ablenkung fehlt und sich unser Leben auf wenige Quadratmeter reduziert. Lieber die Taube auf dem (Alu-)Baum, als den Spatzen in der Hand an Land, oder?

 

Translate »