Kreidefelsen bei Møns Klint

Irgend etwas ist heute anders. Meine linke Hand ist dick angeschwollen und scheint zu platzen. Gestern Abend noch bemerkte ich eine Verhärtung am Unterarm, die sich nun über Nacht zu dieser Riesenbeule ausgewachsen hat. Die Ursache bleibt unklar. Uli zieht mal wieder ihre Zaubermittel aus der homöopathische Trickkiste, während ich mehr einer cortisonhaltigen Keule vertraue. Egal, was schließlich geholfen hat. Am Ende des Tages sieht die Hand schon wieder weniger dramatisch aus.

Von dieser Maläse lassen wir uns nicht abhalten, sondern packen unsere Rucksäcke und steuern zu Fuß die bekannten Kreidefelsen von Møns Klint an. Der Weg führt durch eine wunderbare Natur, die uns zusätzlich reichlich mit erfrischenden Pflaumen, Marillen und Brombeeren beschenkt. Tief durchatmen und genießen. Ein Sommertag, wie er nicht schöner sein kann. Angeregte Gespräche  mit Freunden und immer wieder schöne Ausblicke auf die offene See.

Die Sonne bringt uns kräftig ins Schwitzen und wir sind froh, Møns Klint zu erreichen. Durch einen schattigen Wald steigen wir langsam zu den Kreidefelsen auf. Es öffnet sich uns ein traumhafter Blick, der mich sehr an die Kreidefelsen von Rügen erinnert. Renate hatte während des Wanderns vorausschauend ein Marillen-Depot angelegt, welches uns nun eine schöne Pause mit Caspar-David-Friedrich-Blick (ich weiß, der gehört eigentlich nach Rügen) versüßt. Eines meiner Jahresziele ist nunmehr erreicht.

Wir setzen den Weg fort und erreichen das Geocenter. Hier laden uns Renate und Dieter zu Kaffee und Kuchen ein. Zwischenzeitlich haben sich dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben und wir entschließen uns, für den Rückweg nach Klintholm den Bus zunehmen. Auch hier erweisen sich Renate und Dieter als vorausschauende Reiseplaner, denn ohne dänische Währung wäre ein Fortkommen nicht möglich gewesen. So erreichen wir trockenen Fußes die Marina und können im Hafen noch gerade rechtzeitig frischen Fisch käuflich erwerben. Das sieht nach einem abendlichen Festmahl aus.

IMG 0161 600x490 - Kreidefelsen bei Møns Klint

Zum späteren Nachmittag wird es eng in der Marina. So lade ich einen suchenden Segler ein, sich an unsere Steuerbordseite, die ja mangels zweitem Poller frei geblieben ist, ins Päckchen zu legen. Mein Hinweis, dass wir morgen zeitig die Leinen los werfen wollen, wird gelassen hingenommen.

Unserem niederländischem Nachbarn an der Backbord-Seite ist eine Leine an der Saling durchgerauscht. Somit kann er die obligate Gastlandflagge nicht hissen und blickt mich ratsuchend an. Natürlich biete ich mich dem älteren Ehepaar für das Aufentern des Mastes an. Aber angesichts meines Körpergewichts schickt der Skipper lieber seine Frau in die Höhe und läßt mich die zweite Sicherungsleine führen. Alles geht gut und wir nicken uns freundlich zu. Mir gefällt es immer wieder, wie unaufgeregt rüstige Seglerpaare miteinander umgehen und beispielsweise ohne jedweden Wortwechsel routiniert ihre Hafenmanöver fahren. Chapeau!

Wie erwartet, gerät das Abendessen zu einem Fest und unsere Weinvorräte reduzieren sich dramatisch. Ein wunderbarer Sonnenuntergang und die Atmosphäre in dem kleinen Hafen bieten dazu die passende Szenerie.

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Gemeinsam beraten wir unsere weiteren Ziele. Der Wind soll gut sein. Er könnte uns durchaus nach Bornholm tragen. Angesichts der Entfernung und den dauerhaft westlich blasenden Winde wäre aber die Rückfahrt schwer zu planen. Gedser läge perfekt und bedeutete einen kürzeren Tagestörn. Allein das Ziel selbst erscheint mir nicht so attraktiv. Also bleibt der Weg gen Süden Richtung Stralsund. Hier hätten wir für die verbleibenden Tage alle Optionen. Selbst bei unschönem Wetter wäre jederzeit ein pünktliches Abmustern meiner Crew möglich. Das morgige Ziel steht somit fest. Gute Nacht.

 

 

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