Um 4 Uhr klingelt der Wecker. Ach ja, ich vergaß. Wir haben Urlaub. Die Dusche bleibt kalt. Es bleibt bei einer Katzenwäsche und schnell geschlürftem Kaffee. Das Frühstück selbst verschieben wir auf später. 6 Minuten zu spät verlassen wir San Pedro. Es ist 4:36 Uhr und stockfinster. Heute darf ich die Fuhre lenken. Andreas wacht über meinen klaren Geist und die korrekte Straßenführung. Nach 80 km Fahrt oder so, die Hinweisschilder differieren in ihren Angaben, erreichen wir unser heutiges Ziel kurz vor Sonnenaufgang. Bei eisiger Kälte durchfahren wir den Checkpoint und parken ab. Langsam hebt sich die Nacht und wir finden uns inmitten eines Vulkankraters wieder. Überall brodelt und dampft es. Geysire als Zeugen einer noch lebendigen Erde führen zu einem Exzess des Fotografierens. Und mit jeder Minute ändert die aufgehende Sonne die Coloratur des Schauspiels. Der elende Geruch nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff), wie ich ihn erwartet hatte, bleibt aus und läßt uns ungestört Stunden verweilen und staunen.
Langsam klettert die Temperatur über Null und ich kann nach und nach eine von fünf Kleidungsschichten ablegen. Gegen 8 Uhr meldet sich der leere Magen. Die Frühstückspakete unserer Wirtin füllen die Lücke gut. Einzig ein heißer oder überhaupt Kaffee wäre noch angebracht, O-Saft tut es heute auch. Nach dieser Stärkung überläßt jeder von uns seinen Wünschen freien Lauf. Grit sucht ihren meditativen Punkt am Kraterrand, Andreas den optimalen Fotoschuss und Uli den fehlenden Schlaf. Ich tue es den Geysiren gleich und qualme sinnlos, allerdings längst nicht so geruchsneutral
Langsam zieht die Touristenkarawane weiter. Einzig das Blubbern der Erdlöcher und das Zischen der Wasserfontainen unterbrechen die eingekehrte Ruhe im Krater. Irgendwann löst sich der Dampf ganz in Luft auf. Scheinbar ist jetzt die Temperaturdifferenz zwischen ausgeworfenem Wasser und der Umgebung nicht mehr so groß, dass es noch zu furiosen Rauchfahnen reicht.
Wir haben nicht genug und gönnen uns nun, eine Kraterabteilung weiter, ein warmes Bad in dünnluftiger Höhe. Andreas meint, wir wären mehr als 4000 m über Meeresspiegel. Wir Männer sind skeptisch, ob wir die Herausforderung, noch bei deutlicher Kälte die Badehose anziehen zu müssen, annehmen können. Doch das Ambiente und die Gesellschaft unserer Frauen lassen uns keine Wahl. Es ist wunderbar, hier in einem von Geysiren gespeisten Wasserbecken zu entspannen und zu dödeln. Wir sind inzwischen allein und dürfen hemmungslos planschen.
Gegen Mittag fahren wir noch zu zwei „Geheimtipps“ unserer Reiseführer und werden mal wieder enttäuscht. Aber die Strecke selbst überrascht uns mit unfassbaren Aussichten, Flamingos (wieder keine Pinguine!), Wüstenfüchsen, Guanakos und Lamas. Einzig der Andenkönig, (Wie heißt dieser Vogel nochmal? Geier oder so.) fehlt noch. Soll man sich nicht das Beste zum Schluß aufheben? Wir haben heute alles falsch gemacht.