Weiter geht es in Richtung Süden. Das verheißt in heimischen Breitengraden Wärme und Sonne. Auf dieser Seite der Erdkugel nähert man sich in südlicher Richtung wieder dem Polarkreis. Zumindest mit den Wohlfühltemperaturen wird es also in den kommenden Tagen wohl nichts. Andreas erhält Wetterberichtverbot, da die Aussichten uns frösteln lassen. Wir nehmen den Tag, so wie er kommt. Heute scheint Klärchen satt. In Frutillar, unserem ersten Zwischenstopp, sehen wir überhitzte „Halbstarke“ (so nannten unsere Eltern jugendliche Männer mit überschießendem Hormonspiegel) im See baden. Frutillar ist von deutschen Einwanderern geprägt worden. Auf den zweiten Blick findet man manchen Hinweis darauf. Frutillar bedeutet“ Erdbeere“. Deshalb hegen wir die Erwartung, hier Erdbeertorte mit Schlagsahne genießen zu können. Wir finden ein Café mit dem echt chilenischen Hinweis auf „Kuchen und Torte“.“Leider“ müssen wir uns mit Schwarzwälder Kirschtorte begnügen. Mittlerweile hat sich die Motivsuche “ Vulkan mit…“ zum running gag entwickelt. Deshalb gehören „Vulkan mit Torte“, oder später „Vulkan mit Flügel“ und „Vulkan mit Seebrücke“ zu den Highlights des Ortes. Ihr hört es schon heraus: Der ganz große Begeisterungssturm ereilt uns nicht. Wir schauen uns noch ein modernes Konzerthaus an, das architektonisch gut gelungen ist. Ansonsten brilliert der Ort durch seine schöne Lage. Das war es auch.
Wir ziehen weiter und wählen bewußt die Schotterpisten. Wieder ist der Weg das Ziel. Wir passieren Puerto Montt und sind auf der Ruta 7, der legendären Carretera Austral. Dieser Piste werden wir nun länger folgen. Nach einer ersten Fähre biegen wir nochmals von der Ideallinie ab und folgen der Küste für ca. 60 km. Wir sind wieder am Pazifik. Augenscheinlich nimmt der Wohlstand in dieser Region ab. Fischerboote, Muschelbänke und kleine Ortschaften, deren Ortskern zumeist aus einer bunten Holzkirche und einer kleinen Grundschule besteht, bilden das Autokino. Manchmal sichten wir Frauen, die am Strand Muscheln in Körbe sammeln. Fischerboote liegen mit trockenem Kiel realtiv weit vom Meer entfernt. Es herrscht Ebbe. Wir treffen wieder auf die Carretera und lernen unseren kommenden Begleiter kennen. Staub. Asphaltierte Straßen wird es nur noch selten geben. Entsprechend sieht es auch auf der verschlossenen(!!) Ladefläche unseres Mietwagens aus, als wir in Hornopiren, unserem heutigen Zielort, unser Gepäck abladen. Eine dicke Staubschicht überzieht unser Reisegut. Zum Glück folgten wir einem Ratschlag unseres Autovermieters und hatten Koffer und Rucksäcke in große Müllbeutel verstaut. Wir bunkern noch Diesel in Tank und Kanister und checken die morgige Fähre. Was wir sehen, ist nicht sehr vertrauenerweckend. Auch hier nochmals der Hinweis: Wir werden in den kommenden Tagen nicht immer einen Internetanschluß finden. Offline sein heißt nicht, uns gibt es nicht mehr. Die Älteren von Euch werden sich daran erinnern. Und jetzt gibt es den obligatorischen Absacker. Gute Nacht aus Chile.