Moin. Kaffee kochen, Ölzeug an und Leinen los. Mit einer Achterspring dampfe ich rückwärts ein, Mattens Bug schiebt sich lehrbuchmäßig vom Steg. Ahoi Barth.
Auch heute kein Nebel. Den kann ich hier auf dem Bodden überhaupt nicht gebrauchen, auch wenn ich den Track vom November noch auf dem Plotter habe. Die Flachwasser begrenzenden Tonnen möchte ich lieber mit eigenen Augen sehen. Die roten und grünen Wegweiser treiben sich im Laufe des Jahres auch gerne mal rum und was im November noch tief genug für Matten war, kann heute zum Auflaufen führen. Egal. Sicht gut, Sonne gut. Nur der Wind kommt noch aus der falschen Richtung. Es läuft gut. Durch die Erfahrung des letztjährigen Törns nach Warnemünde wache ich aufmerksam über den Zustand der Ölwanne. Den Kühlwasseraustritt behalte ich heute auch besonders im Auge. Nervös macht mich noch die starke weiße Rauchfahne, die Mattens Motor erzeugt. Doch nach einer halben Stunde ist die verflogen. War wohl die lange Zeit des Stillstandes.
Noch vor dem Sonnenhöchststand erreiche ich Barhöft und beschließe, doch gleich bis Warnemünde weiter zu ziehen. Morgen soll absolute Flaute herrschen und für heute besteht ein Fünkchen Hoffnung auf segelbaren Wind. Wir ziehen an Hiddensee vorbei. Die Nähe des Fahrwassers zum Strand beträgt teilweise nur 20 Meter und beeindruckt mich immer wieder. Der Wind ist noch ausreichend stark, bläst uns nach dem Abbieger gen Darßer Ort aber direkt auf die Nase. Aufkreuzen fällt aus, wenn ich noch bei Tageslicht ankommen will. Das Motoren zieht sich und nervt etwas. Ich bin hier völlig allein. Nur einige Seevögel begleiten meinen Weg. Eigentlich könnten mal ein paar Schweinswale auftauchen. Zweimal hatte ich bereits das Vergnügen. Also warum nicht heute?
Ich verbringe die Zeit mit einigen Videoclips für den nächsten YouTube-Film und hoffe auf die richtige Windrichtung nach einem neuerlichen Kurwechsel nach Darßer Ort West. Die Tonne kommt dann auch endlich. Und Bingo. Windrichtung stimmt. Allerdings wäre bei einschläfernden 5 Knötchen das Tuchsetzen vergebliche Seglersmühe. Schade. Ich drehe dafür etwas die Drehzahl des Flautenschiebers hoch, denn vor Warnemünde stehen wieder meine speziellen Freunde, die Stellnetze. Und denen will ich noch bei Tageslicht ausweichen können.
Die letzten Meilen ziehen sich wie Gummi. Ein Wasserschutzboot dreht dann vor meinem Bug einige Runden und läßt das AIS eindringlich warnen. Na, dessen Funktionstest (des AIS) wurde jedenfalls mit der Note “Nervend“ bestens bestanden.
Ein kitschiger Sonnenuntergang umrahmt meinen folgenlosen Anleger. Landstrom legen, kurzer Klön mit einem hilfsbereiten Stegnachbarn, Anlegerbier, eine verschlossene Wellnessoase und 60 Seemeilen unter Motor sind die letzten Eintragungen ins Logbuch.
Ahoi. Und seht Ihr das? Demnächst.