Matten hat die Pocken, sprach der Taucher und versenkte auch den zweiten Termin. Aber dazu gleich mehr.
Im Hintergrund sorgt van Morrison für den passenden Tagesausklang. Im Vordergrund kompensiert ein guter Whisky die fehlende Sommerwärme. Herr R. versemmelte bisher ständig seine Hausaufgaben, haute uns kürzlich sogar kräftig einen rein. Heute jedoch ließ er mich zwei gute Dinge miteinander verbinden. Motorradfahren und dabei gemütlich Warnemünde ansteuern. Nur die heimatliche Sommerwärme konnte ich nicht als Sozius gewinnen. Brrh.
Mattens mangelnden Vortrieb hatte ich ja als ungelöstes Problem vor zwei Wochen zurücklassen müssen. Den Kraftstoffvorfilter konnte ich als Fehlerquelle ausschließen. Ob wuchernder Bewuchs am Faltpropeller die Ursache der fehlenden Drehzahl ist, blieb offen, da besagter Taucher den verabredeten Termin nicht einhielt. Dafür wollte er in den nachfolgenden Tagen gleich nach dem Rechten tauchen. So führt mich jetzt mein erster Weg zur hiesigen Tauchbasis. Erwartungsvoll frage ich nach dem Zustand des Propellers. Stammelnd gesteht der Taucher, daß auch dieses Mal aus seiner Druckluftflasche nur heiße Luft kam. Nun bestehe ich doch auf kurzfristige Erledigung. Wer weiß, ob häufiges Tauchen das Langzeitgedächtnis einschränkt.
Nun gut, nach einer Stunde wird vor Lütt Matten die weiß-blaue Fahne gesteckt und Matten von einem angehenden Riff von Seepocken befreit. Unterm Kiel wären 2 cm Kalkablagerungen gewesen und der Propeller nebst Ruderblatt seien völlig verpockt. In diesem Jahr, so der Taucher, sei das Pockenwachstum in Warnemünde besonders schlimm. Des einen Leid, des anderen Arbeit. Ich löhne 150 € für die Befreiungsaktion und hoffe, dass sich damit Mattens Problem erledigt hat. Bitte, denn alle weiteren Lösungsversuche wären ätzend teuer.
Den Rest des Nachmittages verbringe ich mit Auffüllen von Proviant und ersten Vorbereitungen für den morgigen Tag. Mal sehen, was geht. Die nächste Regen- und Gewitterfront steht schon wieder bereit. Herr R., was soll das? Ein Schluck Sherry am Abend muß doch reichen. Ich habe den Blues, nicht nur den von van Morrison: When it’s not always raining there’ll be days like this