Kurz nach 5 wache ich auf und …
ziehe mich nach wenigen Minuten wieder in die noch warme Koje zurück. Brr. 13 Grad, 19 Knoten Wind, also 5.Bft. und dunkle Wolken, die dann wenig später auch ihre Schleusen öffnen. So langsam wachsen mir Seepocken am Allerwertesten. Das ständige abrupte Ruckeln an den Festmacherleinen erzeugt bei mir das erste Mal ein flaues Gefühl in der Magengegend. Da hilft nur ein ordentliches Frühstück. Den Kaffee vertage ich lieber auf später.
Mittlerweile ist es kurz vor Mittag. Alle Luken sind dicht. Nur die Heizung kann ich langsam etwas zurückdrehen. Der sich in den Wanten verfangende Wind singt wieder seine depressive Melodie. Ein lose gewickeltes Vorsegel versucht aus der Ferne vergeblich mit seinem heftigen Knattern dem langsamen Heulen einen schnelleren Rhythmus vorzugeben. Bloß gut, dass mir diese Musik nicht neu ist. Man könnte meinen, die Welt ginge unter. Wegen der allgemeinen Betriebslosigkeit in der Marina ist dann wenigstens das hiesige WLAN-Netz einmal nicht überlastet und ich darf zwei neue Tagesaufgaben aus der Heimat empfangen. Die Lösung der ersten nimmt einige Zeit in Anspruch, die zweite muss bis zu meiner Heimkehr warten.
Der Wind dreht in Böen immer wieder auf, kratzt an der 6 Bft.-Marke und schiebt die dunkelgrauen Wolken weiter nach Osten. Blaue Streifen am Himmel färben langsam den Nachmittag etwas fröhlicher. Ich beschließe, meinen YouTube-Kanal mit neuem Inhalt zu fluten und leiste dabei einen Offenbarungseid. Dabei benötige ich für etwas mehr als eine Viertelstunde Klugschnak mehrere Stunden des Filmens. Ulis Ratschlag, dabei immer schön direkt in die Kamera schauen, versuche ich zu folgen. Am Ende bin ich mit dem Film ganz zufrieden und söhne mich mit dem Tag aus.
Die Sonne neigt sich, der Wind schlägt noch immer unsanfte Töne an. Ich werde mir dann wohl per Kopfhörer ein ruhigeres Nachtlied vorspielen lassen müssen. Die Seepocken durften also mal wieder unbemerkt weiter an Mattens und meiner Haut wachsen.
Ahoi und seht ihr das (demnächst) ?