Der Weg ist das Ziel. Mit diesem Spruch lasse ich auch den heutigen Videoblog (demnächst an dieser Stelle) beginnen. Anders gesagt, Seglers Pläne sind in den Sand geschrieben und werden oft schon mit der ersten Welle weggespült.
Ungeweckt bin ich wieder früh auf den Beinen. Die Wetterprognose des Deutschen Wetterdienstes verhieß für heute eine ordentliche Brise und ich glaubte, wieder einen Hafentag einlegen zu müssen. Doch als ich meinen Kopf aus der Luke stecke, wehen nur sanfte 10 Knoten. Ich misstraue dem Frieden, denn meist erwacht der Wind auch erst mit dem Sonnenaufgang. Also warte ich geschlagene zwei Stunden auf den vorhergesagte Starkwind. Mit einem mulmigen Gefühl pfeife ich schließlich auf die offensichtliche Fehlmeldung des DWD und bin nach allen nötigen Vorbereitungen kurz nach Acht auf dem Weg. Klintholm, so mein Ziel, müßte noch bei Tageslicht für mich erreichbar sein. Mit achterlichem Wind läuft es die erste Stunde überplanmäßig gut und ich sollte gegen halb Sieben ankommen. Dieser Segelkurs liegt mir eigentlich nicht. Das Groß ziehe ich ganz schnell wieder rein, denn es nimmt dem Vorsegel nur den Wind und schlägt selbst gefährlich von Back- nach Steuerbord. Der Schwell vom gestrigen Tag erzeugt noch eine ordentliche seitliche Welle, die Lütt Matten immer wieder vom Kurs abbringt und das Groß nervend und nicht gerade materialschonend schlagen läßt. Nur mit der Genua geht es dann trotzdem mit knappen 5 Knoten vorwärts.
Ich probiere immer wieder, die Segelstellung zu optimieren, kehre aber meistens zu meiner ursprünglichen Konfiguration zurück. Schließlich hilft alles Zuppeln an den Leinen nichts. Wir verlieren allmählich an Fahrt. Ein Blick auf den Windmesser nimmt mir zwar den Zweifel an meine seglerischen Grundkenntnisse, doch mein Tagesziel wird langsam unerreichbar, zumindest bei Tageslicht. Ich berge das Segel und schmeiße den Flautenschieber an. Wieder muss ich mich entscheiden. Mindestens 10 Stunden Motorfahrt oder Umkehr. Nach einer halben Stunde reicht mir das Motorgebrumme und ich fahre eine 180-Grad-Wende.
Das Anlegemanöver ist mangels Wind dann kein Problem. Einzig ein vom Poller gerutschter Festmacher zwingt mich zur teilweisen Wiederholung des Manövers.
Nach dem obligaten Anlegerbier genieße ich den restlichen Nachmittag im Cockpit und beschließe, heute auf Lütt Matten zu grillen. Ist zwar alleine nur der halbe Spaß, aber die gekauften Würste müssen einfach aus dem Kühler und sind die perfekte Ergänzung zu einem kühlen Abendtrunk.
So stehen heute immerhin einige Seemeilen unter Segel im Logbuch und ich bin trotz aller Planänderungen froh, die Leinen gelöst zu haben, denn der Weg ist das Ziel.
Ahoi