Flix ist nicht flex, insbesondere gepäckmäßig. So fahre ich heute statt giftgrün lieber schwarz mit meinem Bulli gen Kiel. Den prognostizierten letzten schönen Spätherbsttag des Jahres lasse ich sprichwörtlich hinter mir, denn hinter Magdeburg rollt eine tiefgraue Regenwand auf mich zu. Die Temperatur befindet sich im freie Fall. Der Luftdruck sicher auch. Eine dicke Kaltfront. Auf Lütt Matten würde ich mich jetzt sputen, die Segelflächen zu verkleinern und versuchen, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen. Den suche ich auf der Autobahn auch. Der einsetzende sintflutartige Regen bringt selbst meinen Kleinbus in den Gleitmodus. Läßt sich für den eigentlich auch eine Rumpfgeschwindigkeit berechnen?
In der Raststätte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze werde ich schlagartig in die endachtziger Jahre katapultiert. DDR-Ambiente und Mobiliar versprühen hier, nein, keinen Charme, sondern Unbehagen. Sprelacart, verspiegelte Fensterscheiben, grelles Neonlicht. Wartehallenambiente. Das über der Theke prangende NORDSEE-Logo wirkt wie ein Fremdkörper und gibt mir den Rest. Also 180-Grad-Wende. Ich bin froh, mein Westauto wiederzufinden. War wohl alles nur ein schlechter Traum. Der frostig kalte Platzregen leider nicht. Mit 80 schleiche ich mich wieder auf die Autobahn und hoffe, nicht von kamikazeähnlichen Aquaplanern über den Haufen gefahren zu werden.
Irgendwann ist der Regen nur noch ein Nieseln und ich kann nach Steuerbord abbiegen. Eine holprige Umleitung und viele Aufbau-West bedürftige Autobahnkilometer später erreiche ich Kiel, quere den mir in diesem Jahr bestens geläufigen Nord-Ostsee-Kanal und bin nach gut 8 Stunden endlich angekommen.
Lütt Matten liegt wohlbehalten am äußersten Ende der Marina, die in den letzten Wochen sichtbar einige Modernisierungen erfuhr. Neue Wellnessoase, neues Hafenbüro. Neue Versorgungssäulen am Steg. Dessen letzte Meter überzieht ekliger Möwendreck .
Zusammen mit zerlegten Muscheln und Krabben ergibt der eine glitschige Masse. „So ´ne Schiete“ entfährt es meinem üblicherweise stubenreinen Mund nicht unpassend. Hier feierte der hiesige, zum regelmäßigen Kärchern des Steges abkommandierte Azubi wohl vorfristig seinen Abend. Ich hangel mich zu Mattens Wanten und bin sicher an Bord. Die schlierige Suppe unter meinen Schuhen leider auch.
Matten sieht gut aus. Etwas Grünspan an den Schoten, aber sonst alles gut. Natürlich teste ich gleich mal das Ruder. Leichtgängig und ohne furchterregende Quietschgeräusche drehe ich am Steuerrad und freue mich, dass dieses Kapitel ein glückliches Ende gefunden hat. Matten ist wieder bereit für neue Abenteuer.
Hallo,
schöne Videos und eine prima Seite.
Wir haben fast zeitgleich und mit fast keiner Erfahrung ein Boot gekauft. Im gleichem Alter dafür aber mit zwei kleinen Kindern. Ein paar Erfahrungen die man mach bleiben aber gleich. Mach Spass dabei zuzusehen.
Moin Carsten. Vielen Dank. Was bedeutet „im gleichen Alter“? Die Kinder sind so alt wie Euer Boot? Dann wünsche ich Euch als Familie viel Spaß beim Segeln. In Gemeinschaft unterwegs sein zu können, sollte ein Garant dafür sein. Ahoi