Autokino

Heute ist Sonntag. Aus Angst, wir würden brotlos verhungern, habe ich gestern den Einkauf übernommen. Dieser entsprach der kürzlichen Empfehlung der Bundesregierung, man solle hamstern. Entsprechend opulent geht es am Morgen bei uns zu. 12 Eier in der Pfanne, brötchenähnliche Gebilde im Ofen, Joghurt ….

Wir folgen der Carretera Austral gen Süden. Das gleiche Wartespiel an den Baustellen wie gestern. Ampelfrauen winken mit der rot-grünen Kelle.

Weiter geht es entlang des Fjordes. Sehnsuchtsvoll suchen wir das Wasser nach Delfinen ab. Es ist die die letzte Chance dazu, denn in wenigen Kilometern biegen wir südöstlich ab.

Andreas dreht kräftig am Rad, denn die Schotterpiste ist reichlich mit Schlaglöchern versehen. Die Ruta führt uns an und durch hohe schneebedeckte Berge. Immer wieder wird Andreas zum Fotohalt genötigt. Chilenische Wasserfälle, chilenische Löwenzahnwiesen, chilenische Kühe, chilenische Pferde, chilenische Flüsse – alles bedarf der Dokumentation. Kaffeepause mit Empanadas und Eierschecke.

Ich lese während der Fahrt über kommende Ziele nach und finde einen Hinweis auf ein notwendiges Papier für den Grenzübertritt nach Argentinien. Es soll bei der Polizei in unserem heutigen Zielort erhältlich sein. Allerdings ist heute Sonn-, die folgenden zwei sind Feiertag. Ob wir das Papier heute noch bekommen? In Coyhaique einlaufend, peilen wir per Navi gleich die Behörde an. Siehe da, der Schalter ist besetzt. Aus dem gebrochenen Englisch des freundlichen Beamten erfahren wir, dass wir ohne zusätzliche Bescheinigung die Grenze passieren dürfen. Die im Reiseführer erwähnte Regelung beträfe nur Chilenen. Beruhigt und froh ziehen wir ab. Lieber einmal mehr gefragt, als 800 km Umweg. Wir müssen nicht neu planen. Wir finden unser Quartier problemlos. Andreas und ich träumen immer noch vom saftigen Steak. Wir gönnen uns zu viert eine große Fleischplatte. Diese sättigt uns gut, ist aber immer noch nicht die mindestens 3 cm dicke Scheibe. Ob wir in Argentienen unseren Heißhunger auf Beef stillen können? Die Nummer mit der Erdbeertorte in Frutillar ist auch noch offen. Haben wir Probleme! Ihr merkt, mit solchen albernen Träumen geht es uns hier wirklich gut. Die heutigen 230 km waren 6 Stunden Autokino. Der Film hat uns sehr gefallen. Besser wäre natürlich ein längeres Verweilen gewesen. Doch wie will man ein Land mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 4.300 km in vier Wochen bereisen?

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