Colgate plus

Bei unserer Reiseplanung stand der Colgate-Gletscher auf dem Zettel. Eigentlich heißt selbiger Colgante. Aber was sich begrifflich einmal falsch eingeprägt hat, ist schwer von der Festplatte zu löschen. Frühstück mit Ei. Nathalies „Eiertag“ ist zwar erst morgen, aber Erwachsene dürfen bekanntlich für sich selbst entscheiden, es sei denn, die Eierfrage wird auch noch gesetzlich geregelt, insbesondere die überfällige Regulierung der Art und Weise des Eierschälens. Mit Klönsnack und Packen der Rucksäcke füllen wir den halben Vormittag. Puh, das war schwere Arbeit. Der Weg führt uns 20 km weiter südlich entlang eines Fjordes. Die Straße wird immer wieder gesperrt und wir brauchen Geduld. Aber wir passen uns an die chilenische Mentalität an und bleiben entspannt. An jeder Baustelle stehen zumeist junge Frauen mit einer überdimensionierten rot-grünen Kelle und übernehmen die Ampelfunktion. Das waren auf unserem Weg schon mal 8 Arbeitsplätze. Gegen 11 Uhr erreichen wir den Nationalpark und schnüren die Wanderschuhe. Wir sind, anders als gestern, profimäßig mit Regensachen ausgestattet. Zum Dank schenkt uns Petrus trockenes Wetter. Der Weg beginnt mit einer beeindruckenden Hängebrücke, die jeweils nur vier Personen gleichzeitig betreten dürfen. Mir war die Konstruktion viel zu stabil und gut gebaut. Es hätte ruhig mehr schaukeln können. Lose Holzbretter fehlten auch. Das war schon mal kein Abenteuer, wie ich mir das in Südamerika vorgestellt habe. Meiner Mutter wird es recht sein.

Der Aufstieg ist etwas mühsam. Wir klettern auf teilweise rutschigem Grund über Steine und Wurzeln, immer auf der Suche nach festem Halt. Motivationshemmend sind fehlende Entfernungsangaben.

Rote, gelbe und grüne Smilies mit weinendem bzw. lachendem Mund wären für Uli und mich die rechte Hilfe. So wird nach jeder Biegung unsere Hoffnung auf Erreichen des Aussichtspunktes zum Gletscher hemmungslos zerstört. Auf dem Weg hören wir lautes, gewitterähnliches Grollen. Am Ziel angekommen, bestätigt sich unsere Vermutung. Colgate kalbt. Mit jedem Eisabbruch donnern riesige Wassermassen ins Tal. Ein schönes Schauspiel.

Der Abstieg läuft sich leichter, auch wenn mein Knie beim Abfedern schmerzt. Käse, ich hätte die Wanderstöcke mitnehmen sollen. Am Osorno-Vulkan haben die Dinger mir gute Dienste geleistet. Wir wandern ein kleines Stück zum Gletschersee, der gefüllt ist mit milchig-blaugrünem Wasser.

Nach einer kleinen Pause geht es zurück zum Auto. Nur noch eine halbe Stunde, dann ist auch die Ruta 7 wieder offen, denn zur Zeit wird diese täglich von 13 bis 17 Uhr komplett gesperrt. Umleitungen gibt es hier natürlich keine. Alle richten sich danach und keiner regt sich darüber auf. Der Himmel öffnet seine Schleusen. Wir sind froh, dass dessen Meister abgewartet hat, bis wir im Trockenen sitzen. Unsere Frauen nutzen die Baustellenzwangspausen intensiv:

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Angekommen werden Spaghetti und Wein kredenzt. Es war einer schöner Tag am Colgate-Gletscher, der doch eigentlich Colgante heißt.

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