Panzer auf dem Bodden ?

Wir haben keine Eile, denn die zu motorenden Seemeilen bis Barth sind überschaubar. Ein reich gedeckter Frühstückstisch schafft ausreichende Grundlage, den sonnenärmeren Törn gut zu überstehen.

Neuer Film 12 29.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

Der Steg erfordert eine etwas vorsichtigere Gangart. Raureif kündet endgültig vom Saisonende. Trotzdem herrscht in der Marina geschäftiges Treiben. Unverfrorene Angler verlassen rudelartig den Hafen, um ihr Glück an der Sehne oder im Netz zu finden. Lütt Mattens weiße Muschel wird hoffentlich nicht dabei sein. 

Der Ableger gelingt ohne Probleme. Kurz vor der Abbiegung gen Barther Bodden gewähre ich einem einhändigen Segler die Vorfahrt. Wie sich in den kommenden Stunden zeigen wird, übernimmt dieser einsame Mann für uns die Navigation bis zu unserem Zielhafen und vereinfacht uns so die Tonnensuche.

Neuer Film 12 25.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

Es dauert nicht lange und wir geraten in das Visier eines in unseren Breiten recht seltenen zweirümpfigen Panzers, oder sagen wir mal 39füßigen Katamarans.  Diese Raumwunder sind sicherlich sehr bequem, wirken aber, zumindest wenn diese sich 20 Meter hinter dem eigenen Heck befinden, recht bedrohlich.

Neuer Film 12 26.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

Jedenfalls ist es mal wieder merkwürdig. Da treffen sich am 4. November in den verwaisten Weiten der Ostsee drei Segelyachten fast zur gleichen Zeit am selben Ort, um dann im 3er Tross gemeinsam bis Barth zu schippern. Egal, wir drei finden das gleiche Tempo und tuckern durch den Bodden. Ich brülle mal kurz zum Kat, ob dieser Interesse habe, uns zu überholen. Per lautstarkem Megaphon verneint der Skipper freundlich. Na gut, ich habe guten Willens gezeigt. Der vorausfahrende Segler hat mehrmals akute Probleme. Nicht mit seiner Yacht, sondern mit seiner Blase. Freundlicherweise erleichtert er diese nicht unmittelbar an seinem Heck und verschreckt damit unsere drei weiblichen Crewmitglieder. Die haben es sich zwischenzeitlich auf dem Deck gemütlich gemacht, leider nicht im Bikini oder so. Das wäre natürlich der absolute Quotenbringer für meinen nächsten YouTube-Film. Aber da sind wir zur falschen Zeit und am falschen Ort unterwegs. Warm verpackt und mit dampfenden Tassen in der Hand, deren Inhalt ich als verantwortlicher Schiffsführer mal nicht näher erfrage, plaudern die drei entspannt und genießen sichtlich die vorbeiziehende Szenerie. Die Sonne findet dann auch noch kurzzeitig eine Lücke. Also alles entspannt. Noch beim letztjährigen Barth-Törn standen Hannes, Tina und ich lange im Regen. Also mehr Hannes, dem ich damals großzügig das Ruder überließ.

Neuer Film 12 27.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

In diesem Jahr leistet v.a. Andreas die Arbeit am Ruder, während ich öfter kritisch auf die rudelführende Yacht schaue, die nicht immer den Tonnenstrich einhält. Einhand ist es nicht immer einfach, wenn man nebenbei auch andere Dinge (siehe oben) zu erledigen hat oder beispielsweise eine wärmende Jacke aus den Tiefen des Salons benötigt. Tiefstes Verständnis. 

Gegen 13 Uhr erreichen wir Barth. Die Verhältnisse sind günstig und ich parke Lütt Matten gleich rückwärts ein. Das macht morgen das Ablegemanöver wesentlich einfacher, denn wer weiß, wie dann der Wind steht. Ja, ich denke immer etwas pessimistisch. 

Neuer Film 12 30.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

Bedingt durch die unvorhergesehenen Änderungen unserer freitäglichen Ankunft ergeben sich nun neue logistische Herausforderungen, die unsere drei Frauen gerne annehmen. Mit der Aussicht, in Warnemünde doch noch einen Strandspaziergang absolvieren zu können, begeben sich Tina, Grit und Uli in Richtung Bahnhof.

Wir, also eigentlich ich, müssen Lütt Matten auf den morgigen Krantermin vorbereiten. Erstmalig will ich die Segel ohne professionelle Hilfe abschlagen. Mit Unterstützung von Andreas und Hannes gelingt mir dies, auch Dank schwächelndem Wind, ganz gut. Die Tücher sind dann sozusagen in trockenen Tüchern.

Neuer Film 12 15.Movie Schnappschuss 600x338 - Panzer auf dem Bodden ?

Damit meinen beiden Freunden der Nachmittag nicht langweilig wird, hatte ich schon im Vorfeld dieses Törns beschlossen, es in diesem Jahr nicht beim simplen Segelabschlagen zu belassen. Nö. Erstmals möchte ich den Mast legen lassen, um dann in aller Ruhe laufendes und stehendes Gut überprüfen zu können und dem Mast insgesamt etwas Pflege zu gönnen. Ja, und das Thema Maststufen steht auch noch auf der Agenda. Dazu im Frühjahr mehr.

Jedenfalls müssen vorbereitend der Baum abmontiert und die Einstellungen am Rigg markiert werden. Also, soweit es geht, Kranfreiheit schaffen. Gemeinsam gelingt uns das wirklich gut und recht schnell. Letzter Tagesordnungspunkt ist die Demontage der Rettungsinsel. Die benötigt eine neuerliche amtliche Überprüfung. Dabei stelle ich ein absolutes Sicherheitsrisiko fest. Die schwere Box wurde von der installierenden niederländischen Werft bombensicher mit einem schwerlösbaren Splint gesichert. Ich benötige mindestens 10 Minuten, um diesen zu lösen. Toll, wenn Matten gerade dem Untergang geweiht wäre und wir kurzfristig einen anderen schwimmbaren Untersatz benötigen würden. Von Hannes ernte ich ob meines Fluches berechtigterweise den Hinweis, dass ich der verantwortliche Schiffsführer sei und den korrekten Anbau der Rettungsinsel hätte kontrollieren müssen. Rrh.

gefährlicher Splint 600x450 - Panzer auf dem Bodden ?

Sämtliche Vorbereitungen für morgen sind getroffen und es bleiben uns zwei Stunden, gemeinsam die zwar kalte, aber doch schöne abendliche Stimmung in der Marina zu genießen. Ich bin froh, mit Andreas und Hannes so perfekte Hilfe an Bord gehabt zu haben. Danke, Männer. 

Die drei Frauen treffen dann mit unseren zwei Autos auch wieder ein und nehmen meine Nachricht, dass auch heute der Wassermangel nicht abgestellt werden konnte, gelassen hin. Die Wellnessoase der Marina ist dicht, der nächste Wasseranschluß zu weit. Aber mir fällt ein, dass es am Nachbarsteg im vergangenen Jahr einen tropfenden Wasserhahn gab. Und siehe da, dieser versüßt noch immer stetig den Bodden. Also versuchen wir, dieser Umweltsünde zumindest kurzfristig ein Ende zu setzen und fangen stundenweise das kostbare Nass auf und füllen per Teekessel Mattens Wassertank auf. Ca. 30 Liter stehen damit der grundhaften Hygiene meiner Crew zur Verfügung. Leider fängt Andreas die etwas peinliche Teekesselaktion per Video ein. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese Sequenz veröffentlichen werde. 

Der Abend findet dann in fröhlicher Runde traditionell mit einer leckeren Scholle seinen Abschluss. An Bord setzen wir nur kurzzeitig den Gedankenaustausch unter Reduzierung der Bordbarmittel fort. Ich bin einfach platt und gebe Dank meiner kapitänsmäßig verbrieften Richtlinienkompetenz das Signal zum Kojeaufsuchen. Entschuldigung.

Translate »