Eine Stunde vor Sonnenaufgang klingelt der Wecker. Dunkle Wolken im Westen und eine platte See bilden das Morgengrauen an der Mole. Am östlichen Horizont grüßt ein leichtes Rot. An Segeln ist heute früh nicht zu denken. Den geplanten Schlag nach Osten kann ich vergessen und gönne mir so noch eine Mütze Schlaf. Um 7 Uhr weckt mich ein dicker Tropfen Kondenswasser, der meint, genau meine Nase treffen zu wollen. Ich habe den Wink verstanden und peile nochmals die Lage. Die Sonne steht über Markgrafenheide, der Himmel ist fast wolkenfrei. Die Wellen kräuseln sich leicht. Will da doch noch Wind aufkommen? Ein starker Kaffee vertreibt die letzte Müdigkeit. Ich möchte mit Matten jetzt einfach nur raus und schauen was geht. Ich grübel noch eine Weile über meine An- und Ablegestrategie. Eine zweite Hand fehlt und selbst ein kleines Lüftchen reicht zum Vertreiben. Ich fasse Mut und starte den Motor. Alles läuft gut. Mit dem Bugstrahler brauche ich niemanden zu wecken. Einhandsegeln bedeutet, die Manöver vorab sorgfältig zu planen und mit viel Ruhe anzugehen. So dauert es, bis dann alle Fender und Leinen verstaut sind und ich das Groß aus dem Mast ziehen kann. Bei dem wenigen Wind hält sich der Kraftaufwand in Grenzen. Auch das Vorsegel ist schnell rausgezogen. Nun peile ich Tonne 10 an und folge meinem geplanten Kurs. Anfangs geht es mit sagenhaften 2,9 Knoten Richtung 360 Grad. Meine Hoffnung, der Wind würde wie üblich morgens zulegen, erfüllt sich leider nicht. Neidvoll schaue ich auf ein Boot, das mit Spinnaker meinem Kurs parallel folgt. Das sieht gut aus. Doch scheinbar ist mein Segeltrimm so schlecht nicht. Jedenfalls bleiben wir lange auf gleicher Höhe (stehen). Als die Logge nur noch knapp einen Knoten anzeigt und dem Wind die restliche Puste ausgeht, begrabe ich meine letzte Hoffnung auf einen schönen Segeltag. „Schön“ und „Tag“ sind vorhanden, aber „Segel“ ist nicht. So wende ich in einem Affenzahn gefühlte 5 Minuten Matten und lege Kurs Warnemünde an. Der Anleger gelingt bei dem Wind natürlich perfekt. Leider ist keiner zum Annehmen der Leinen am Steg. So dampfe ich in die Achterleinen ein und verlasse bei laufendem Motor und leichtem Vorwärtsgang Matten, um die Festmacher selbst auf Slipp zu legen. Den Törn verbuche ich unter “ Happy Dümpeln auf der Ostsee „. Morgen folgt ein zweiter Versuch.