Unsere Mail nach Barth hat ordentlich für Unruhe gesorgt. Jedenfalls kam noch gestern Abend eine Rückantwort mit der Zusage, noch heute den Schaden begutachten zu wollen. Ein neuer Motor hat preislich immerhin mindestens fünf Ziffern vor dem Komma und diese Summe läßt wohl jeden nervös werden.
So vertreiben Uli und ich uns die Zeit bis zum nachmittäglichen Schaulaufen mit der Pflege Lütt Mattens. Uli widmet sich dem Unterdeck und ich versuche, Winterschmutz und Salzkruste von Mattens Außenhaut zu entfernen. Dabei entdecke ich gleich die nächste Baustelle. Das Fall des Großsegels wurde beim Anschlagen nicht korrekt durchgesetzt. (Schon mit dem Vorsegel hatte ich während des vorgestrigen Törns Schwierigkeiten beim Reffen. Das konnte ich glücklicherweise turnend auf dem Vorschiff gleich klarieren. Es fehlten dabei einfach einige zusätzliche Wicklungen der Holeleine in der Furlex.) Heute bläst es extrem stark und ein notwendiges komplettes Rausziehen des Großsegels ist unmöglich. So vertage ich das Problem auf den nächsten Flautentag und beschließe, in Zukunft das Segelanschlagen nicht mehr in fremde Hände zu geben. Rrh
Dann erscheint der Chef der Barther Firma und klettert in den Motorraum. Zuerst füllt er neues Öl auf und läßt mich den Motor starten. Puh. Er läuft noch. Ich erhöhe die Drehzahl und die Wasserpumpe schleudert wieder Öl um sich. Unsere gestrige Vermutung scheint sich zu bestätigen. Also Motor aus und Wasserpumpe abbauen. Schnell wird die Ursache gefunden. Eine Dichtung wurde beim letzten Wiedereinbau nicht ordnungsgemäß aufgesetzt und zeigt deutliche Quetschungen (am oberen Bildrand gut zu erkennen).
Der Firmenchef redet nicht lange um den heißen Brei und entschuldigt sich für den Fehler. Weil im Motor noch ca. 1 1/2 Liter Öl gefunden werden und der Motoralarm am Sonnabend nach zwei Sekunden wieder verschwand, bestehe die große Chance, dass Mattens Motor ohne Schaden überlebt hat, so der sichtlich erleichterte Herr. Trotzdem will er uns schriftlich zusagen, für eventuelle Folgeschäden aufzukommen. Das wirkt auf Uli und mich seriös. Ich schöpfe wieder Hoffnung, traue aber dem Frieden erst, wenn ich nach Instandsetzung einen große Proberunde mit Vollgas drehen kann.
Erleichter und mit der Möglichkeit, doch in zwei Wochen auf meinen geplanten Törn gehen zu können, würde ich jetzt gerne einen ordentlichen Hieb Whisky nehmen. Geht aber nicht, denn vor uns liegt die lange Heimfahrt. Na, dann heute Abend. Prost.