Magnetangeln und der wahre Kapitalismus

Der Tag steht ganz im Zeichen des Besuches der zwei Pilgerinnen. So erledige ich fröhlich die letzten Aufräum- und Reinigungsarbeiten. Leider fällt dabei ein Adapter für meinen neuen Laptop in die Tiefen der Bilge. Das gute Teil kostete schlappe 50 Euro. Apple hat sinnigerweise keine USB- und SD-Karten-Anschlüsse in dieses stylische Notebook verbaut. Entweder soll der geneigte Nutzer zwecks Datentransfer zur Verwendung irgendeiner mitlesenden amerikanischen Wolke (Cloud) oder zum Kauf eben jenes verlustigen Adapters animiert werden. Die Leute des angebissenen Apfels sind schon clever. Ich jedenfalls schaue dumm aus der Wäsche, denn die Tiefen der Bilge sind für mich unerreichbar. Da erinnere ich mich an ein Spiel meiner und meines Enkelsohns Kindheit und versuche mich in der Hoffnung, dass das Bauteil irgendwelche unedlen Metalle enthält, im Magnetangeln. Der Bau des notwendigen Sportgerätes nimmt seine Zeit in Anspruch, da mir nur ein gut 1cm großer Spalt, bildlich gesprochen: das Eisloch, zur Verfügung steht. Das Angeln gerät dann zu mittäglichen Yoga-Übung und ist am Ende ähnlich erfolgreich, wie bei einem meiner Söhne. Etwas nutzloser Beifang, sprich Staubflusen, aber nichts brauchbares am Magnethaken. Entschuldigung, lieber Sohnemann, für diesen Vergleich. Als nach einer halben Stunde meine ungeübte Halsmuskulatur Protest anmeldet, breche ich die sinnlose Rettungsaktion ab.Vielleicht kann mein nachbarlicher Profiangler helfen?

Matten ist nun empfangsbereit. Per WhatsApp stehe ich in ständigem Kontakt mit den Jakobsmuschel-Followrinnenen. Da spielt sich gerade ein Film ab, der allen Kapitalismuskritikern Recht geben muss. Per Flixbus wollten die beiden von Dresden nach Warnemünde unschlagbar günstig reisen. Doch in Berlin entlarvt sich das Billig-Reisenbusunternehmen als knallhart wirtschaftender Konzern und weist nach eigenem Bekundenden den Busfahrer an, er habe jetzt krank zu sein und möge die (zu) wenigen Reisenden rausschmeißen. Nachfolgende Busse sind ausgebucht und den beiden Pilgerinnen wird mit der Verhaftung gedroht, als sie unheilig versuchen, in den Bussitzstreik zu treten. Die Geschichte endet nach tumultartigen Szenen, es waren mehrere Fahrgäste vom Rauswurf betroffen, mit einer mehr als 4stündigen Verspätung. Flix- und fertig ( schönes Wortspiel, oder?) gehen Uli und Grit kurz vor Eins an Bord. Der geplante weinselige Abend im Cockpit verkürzt sich auf eine knappe nachmitternächtliche Stunde. Schade. Die beiden Pilgerinnen können aber immerhin schon wieder, wenn auch müde, lächeln. Nun, auf die halbstaatliche Reichs-, äh, Bundesbahn wird ja viel geschimpft. Aber was sich da das so hippe und kundenorientiert gebende Flixbus-Unternehmen geleistet hat, ist ein Sinnbild für das Verhalten von marktbeherrschenden Monopolen. Ups, jetzt benutze ich schon die längst vergessene und ungeliebte M/L-Terminologie und breche mit meiner Kritik mal  besser ab. Jedenfalls, werden schon böse Beschwerdebriefe in den Köpfen der frustrierten Frauen ausformuliert. Früher nannte man das wohl Eingabe.

Ahoi

Ein Gedanke zu „Magnetangeln und der wahre Kapitalismus“

  1. Das Zauberwort beim Eisangeln heißt „Mormyschka“ und stammt aus der UdSSR oder deren Vorgängerstaaten. Das Ding ist (soweit ich weiß) nicht magnetisch, hat aber einen Haken;-)
    Vielleicht kannst Du den mit elegantem Schwungvoll im SD-Slot des Bilge-Adapters platzieren.
    Mich erinnert das schon wieder an „Mückentötolin“.
    Ja, ja, … früher war nicht alles schlecht;-)

Schreibe einen Kommentar zu Nachba(e)r Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »