Ich stehe eine Stunde früher auf und heize unser kleines Häuschen. Dieses liegt romantisch an einem Fluß. Man könnte hier durchaus länger bleiben
Wir wollen unser Reifenproblem lösen und haben uns mit dem hiesigen Vulkanisierer um 9 Uhr verabredet. Der zieht einen kleinen Nagel aus dem Gummi, klebt das Loch zu und ist nach 30 Minuten fertig. Das Ganze an einem Feiertag für weniger als umgerechnet 10 Euro. Wir sind dankbar für die schnelle Hilfe.
Da heute der Grenzübertritt nach Argentinien ansteht, müssen unsere Lebensmittelvorräte auf Null gefahren werden. Entsprechend opulent fällt das Frühstück aus. Kurz nach unserer Abfahrt geraten wir in eine Polizeikontrolle, die, bedingt durch unser gegenseitiges sprachliches Unverständnis, ergebnislos endet. Schnell noch ein Foto mit den beiden Uniformierten und weiter geht es. Wir biegen rechts ab zum Passo Rudolfo Roballo. Es folgt das übliche chilenische Programm: Berge, Flamingos, Guanakos..
Am Ende des Passes erreichen wir die Grenze. Der chilenische Beamte ist sehr freundlich. Wieder machen wir ein gemeinsames Foto. Keine Kontrolle, nur Stempel. Der Schlagbaum geht hoch. Auf der argentinischen Seite läuft es ähnlich unkompliziert, vielleicht etwas reservierter. Wozu haben wir nur unsere Vorräte so sinnlos in uns reingestopft? Na gut, wir wollen nicht meckern, da es durchaus andere Berichte über Grenzübertritte gibt.
Mit dem neuen Land ändert sich die Landschaft. Alles wirkt etwas „pampiger“ und öder. Der patagonische Wind fegt über das Land, so wie ihn jeder Reiseführer vorhersagt. Eindrücklich und schön ist diese wüstenartige Landschaft. Auf unserem ganzen Weg sind wir bisher nur zwei Autos begegnet. Es ist eine einsame Piste, die längst nicht so ausgefahren und holprig ist.
Unser Zielort Lago Posadas wirkt fast wie eine Oase. Hier wachsen Bäume und grüne Sträucher. Die Straßen sind verwaist und der starke Wind verstärkt den tristen Eindruck, den die Kleinstadt auf mich macht. Nach dem Einklarieren bei unsere Unterkunft, fahren wir zu den touristischen Highlights dieser Gegend. Zwei Seen, die durch einen natürlichen Damm voneinander getrennt sind und in gänzlich unterschiedlichen Farben schillern. Der eine ist türkisgrün, der andere tiefblau. Der Sturm erzeugt einen enormen Wellengang. Eine tiefe Schlucht ist unser letzter Haltepunkt, bevor es zum Abendessen zurück nach Lago Posadas geht.
Rudolfo hat uns einen wahrhaft schönen Laufpass nach Argentinien gegeben.