Gestern Nacht habe ich dem Schleusen auf der Saône bei einem Absacker einsam zuschauen können. Das war Zentimeterarbeit und ich zückte respektvoll meine nicht vorhandene Skippermütze. Aber bei genauerem Hinschauen entdeckte ich ausreichende Gummipuffer am Bootsrumpf und der Käpt’n mußte die Kiste „nur“ ordentlich in den Schleusentrichter quetschen. Also keine Zauberei. Einen ähnlichen Schutz für Lütt Matten habe ich mit zwei sogenannten Bumberlines, wobei überdimensionierten Gummilippen, wie auf diesem knapp 126m langen Dampfer auch nicht schlecht wären und ein Heckstrahlruder fehlt mir auch…
Die Ausflugsangebote per Bus haben wir für heute großspurig abgewählt. Wir wollen auf eigene Faust los. Und schnell wird klar, die hiesigen Nahverkehrsmittel werden unsere geplante Route nicht großartig verkürzen. So beginnt für uns ein kleiner Stadtmarathon durch Lyon. Rettungsanker bei versagenden Kräften wäre für uns ein Taxi, dass wir am Ende aber nicht benötigen werden. Denn wir zwei Früh- bzw. Überhaupt-Rentner halten die Kilometer brav durch. Die Flüsse Rhône und Saône geben im Straßenwirrwarr gute Orientierung. Stolz sind wir auf unser Aufschließen zur geführten Radfahrertour, deren Teilnehmer uns dann auch gebührenden Respekt zollen. Von den vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt gefällt uns besonders die Kathedrale.
Schließlich passieren wir per pedes auch den schiffseigenen Tourbus, der im städtischen Verkehr festhängt. Ich ziehe den Hut vor dem Durchhaltevermögen meiner Mutter. Als wir wieder an Bord kommen und kurz darauf ein kräftiger Regen einsetzt, wissen wir endgültig, dass wir mit unserem kleinen Stadtmarathon alles richtig gemacht haben.
Es folgt das eigentliche Kreuzfahrerprogramm. Müßiggang bei vorbeirauschender Landschaft, leider gestört durch seniorentaugliche Dudelmusik. Scheinbar fällt es der Mehrheit der Mitfahrer oder der Crew schwer, der Natur den maßgebenden Sound zu überlassen.
Wir durchfahren einige Schleusen auf dem Weg nach Avignon, sehen Weinberge, die eigentlich schon für den Weltbedarf eines Jahres reichen müßten und sehen im Hintergrund das Zentralmassiv mit seinen unvermittelt ansteigenden hohen Bergen. Das Klima wird spürbar milder. Von T-Shirt-Wetter ist aber noch längst nicht die Rede. Mal schauen, ob die Shorts in den kommenden Tagen auf dem Weg gen Süden noch aus dem Koffer finden.
Ahoi