Das Frühstück in der dreckigen Küche will ich schnell beenden. Das Quartier war überteuert und ungepflegt. Die guten Beurteilungen im Buchungsportal booking.com bleiben uns unerklärlich. Rrh
Wir wollen jetzt schnell raus aus Temuco. Der neue Mietwagen steht vor der Tür, jetzt mit abschließbarem Heckaufbau. Wir decken uns noch mit Lebensmitteln und einem Reservekanister für die Fahrt in den Süden ein. Außerhalb der Stadt erwartet uns eine frühlingshafte Landschaft, die wenig mit unserem bisherigem Bild von Chile übereinstimmt. Vieles erinnert an Mitteleuropa. Landwirtschaft, Obstbau und sattes Grün. Wir fahren in eine touristisch geprägte Bergregion mit dem alles überragenden Villarrica-Vulkan, der noch im letzten Jahr Feuer und Lava spuckte. Heute hüllt er sich aber in Schweigen und eine Dunstwolke und läßt nur ab und zu seinen schneebedeckten Kraterrand erkennen. Am Fuße des Vulkans liegt die kleine Stadt Pucon, die wiederum an einen sehr schönen See grenzt. So wundert es kaum, dass die wohlhabenderen Chilenen gerne hier ihren Sommer- und Winterurlaub verbringen. Wir fahren vorerst an Pucon vorbei und wollen im angrenzenden Nationalpark Huerquehue wandern. Da wir erst gegen 13 Uhr die Wanderschuhe anziehen können, bleibt es bei einer kleinen Tour von knapp 8 km mit immerhin 480 zu überwindenden Höhenmetern. Leider zeigt sich die Sonne nur selten. Wir folgen dem einzigen zu dieser Jahreszeit geöffnetem Pfad des Nationalparks. Bambusssträucher prägen den Wald, der ansonsten kaum einem südamerikanischen Urwald entspricht. Eine Machete zum Schlagen einer Schneise ist jedenfalls nicht nötig – europäischer „Standard“-Wald mit vielleicht etwas höheren und dickeren Bäumen. Auf dem Rückweg trinken wir noch einen Kaffee und essen Kuchen, der hier tatsächlich auch „Kuchen“ heißt. Für den Anfang war die Wanderstrecke genau richtig. Eine andere von uns angedachte Vulkantour ist bei diesem Wetter und zu dieser Jahreszeit nicht möglich. Konditionell wäre diese für mich eh grenzwertig gewesen, vielleicht auch für die anderen.
Unser heutiges Quartier ist ein gepflegtes Hostel mit dem Charme einer Jugendherberge. Das große Fenster der Gemeinschaftsküche bietet einen schönen Blick auf den Vulkan. Wir essen hier Brot und leckeren, auf der Fahrt nach Pucon am Wegesrand gekauften Käse. Wein und der Pisco sour ( siehe Titelbild) munden auch. Und so beenden wir den Tag beschwingt und fröhlich mit einem Rundgang durch Pucon.