Nach einem zeitigen Frühstück mit frischen Brötchen und den notwenigen Sicherheitseinweisung legen wir in Travemünde ab. Mit Andreas habe ich jetzt eine helfende zweite Hand an Bord. So sind Festmacher und Fender schnell verstaut. Nach der ersten Ansteuerungstonne drängt mein neuer Vorschoter zum Segelsetzen. Der noch südliche Wind bei 4 bis 5 Knoten läßt uns mit halben Wind anfangs noch einigermaßen vernünftig segeln. Doch mehr und mehr mutiert die leichte Briese zur Flaute. Die vom Plotter errechnete Ankunftszeit in Warnemünde verschiebt sich auf die Mittagsstunde des nachfolgenden Tages. Und mit meiner dienstlichen Verpflichtung im Hinterkopf entscheide ich mich dann doch für den Flautenschieber. So motoren wir einige Stunden und versuchen es vor Wismar nochmals mit dem Segeln. Bei jetzt wieder 5 Knoten aus Südwest können wir endlich die Abwesenheit des Motorengeräusches genießen. Das erhoffte Segelabenteuer mit ordentlich Welle ist das für Andreas natürlich nicht. Zum Mittag serviere ich ein, meinen Kochkünsten entsprechendes Rührei mit Speck und Tomate auf Brot. Die Sonne prasselt jetzt ordentlich. Nach einer Stunde hat der kleine Segelspaß ein Ende, der Wind verläßt uns nun gänzlich. So muss der nervige Motor wieder seinen Dienst verrichten. Die Ostsee ist spiegelglatt. Andreas und ich suchen am Horizont sehnsüchtig nach Anzeichen eines segelbaren Windes. Mein Vorschoter meint, es könnten jetzt wenigstens Wale oder Delphine auftauchen. Nee, oder? Vor Rerik sichten er dann tatsächlich zwei kurzeitig aus dem Meer ragende „Haifischflossen“, die sich dann als eine Dreiergruppe von Schweinswalen entpuppen. Wir fassen unser Glück kaum. Ich schalte den Motor runter auf niedrige Drehzahl und lasse uns vorsichtig an den Ort der Sichtung gleiten. Und plötzlich prustet es mit einem mir unbekannten Geräusch direkt hinter uns. Und jetzt umkreisen uns die drei delphinähnlichen Wale. Bei gezückter Kamera im Videomodus verpasse ich Depp dann, den Startknopf zu drücken. Aber der Moment ist einfach nur aufregend und schön. Dann tauchen die Wale wieder ab, um nach geschätzten 3 bis 5 Minuten wieder an einer anderen Stelle in unserer Nähe sich neuen Luftvorrat zu holen. So ziehen wir mehr als eine halbe Stunde unsere Kreise vor Rerik und erzeugen bei vorbeiziehenden Booten sicher ein Rätselraten ob unseres eigenartigen Kurses. Dieses grandiose Schauspiel versöhnt uns dann mit dem mangelden Wind und wir legen die restliche Strecke bis Warnemünde unter Motor zurück. Kurz vor Warnemünde kehrt der Wind mit guten 7 Knoten zurück, jetzt aus östlicher Richtung. Doch kurz vor Sonnenuntergang wollen wir nicht noch großartige Kreuzschläge machen, sondern das letzte Büchsenlicht zum Anlegen nutzen. Andreas geht ans Ruder und ich spiele jetzt den Fenderclown. Wir gehen in Hohe Düne längsseits an einen Steg, damit Andreas sein Fahrrad komfortabel von Bord hieven kann. Ich fahre dann meinen Matten in seine Box und Andreas kann mir die Vorleinen abnehmen.
So war uns heute leider kein großartiges Segeln vergönnt. Doch blauer Himmel, Sonne, eine lustige Männerrunde und schließlich die Begegnung mit den Walen sind eigentlich Glück genug. Und es folgend sicher noch windige Gelegenheiten. Sei herzlich eingeladen, lieber Nachbar.