Kiel – Warnemünde

Ohne Wehmut verlassen wir den 15-Euro-Mann schon um 4 Uhr und versprechen uns davon guten Wind und ein rechtzeitiges Ankommen. Der Diesel springt klaglos an. Ich übernehme das Ruder und lasse Matai und Gerard nach dem Kaffee wieder in die Koje steigen. Ein schönes Morgenlicht führt mich weiter nach Kiel-Holtenau.

Wir müssen mehrere Warterunden drehen und dürfen dann alleine das große Schleusentor ansteuern. Die Kommunikation mit dem Schleusenmeister ist etwas schwierig und missverständlich. Wir finden aber den richtigen Slot. Das Schleusenmanöver übernehme ich und gelingt problemlos, dank Bugstrahler, ich gebe es gerne zu. Kurzes Schleusen und wir sind in der Ostsee.

Ich fahre an den roten Tonnenstrich und lasse die Segel setzen. Der Wind ist recht kräftig und ich komme ins Schwitzen. Eine einlaufende Fähre stiehlt mir den Wind und ich fahre fast eine Patenthalse. Frustriert über meinen Fehler übergebe ich nach weiteren 2 Seemeilen das Ruder an Matai. Der achterliche Wind bläst hier kräftig und ist bei dem Seegang mit vollem Segelkleid für mich schwer händelbar. Ich muss noch viel lernen! Alleine würde ich sicher nur mit Genua fahren und auf Speed verzichten. Das Segeln bei diesen Windverhältnissen ist nicht so angenehm. Lütt Matten rollt ohne Ende. Bis Fehrmann geht das so weiter.

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Bei allem Frust, fast übersehen – Marinedenkmal Laboe

Den ursprünglichen Plan, durch den Fehmarnsund zu segeln, müssen wir aufgeben und gehen nordwärts an Fehmarn vorbei. Nach Fehmarn ist dann Schluss mit Segeln und wir motoren die nächsten Stunden. Wir kommen in meine alte Heimat und meine Augapfelnavigation hilft beim Navigieren. Fähren-und Kreuzfahrtschiffverkehr läßt die letzte Seemeile noch lang werden. Ein Queren ist einfach nicht möglich. Irgendwann können wir uns dazwischen drängeln und sind dann in der neuen Marina. Und wieder Frust. Ich möchte mit dem Heck in die Box und habe noch nicht den Bogen raus. Wie bei jedem Anlegen gibt es Hafenkino. Matai scheint das peinlich zu sein und übernimmt das Ruder. Schade, ich hätte gerne einen zweiten Anlauf gestartet. So muss ich nochmal alleine üben. Einhand ist das natürlich nicht so einfach, da ich dann auch den Leinenkram am Hacken habe. Notfalls werde ich Lütt Matten mit dem Bug einparken. Geht für mich einfacher.

Nach einem schönen Abendessen am Alten Strom und einem Absacker auf Lütt Matten habe ich heute Matai und Gerard verabschiedet. Das Segeln mit den beiden hat mir viel Freude gebracht. Wir waren ein gutes Team. Erstaunlich, wie schnell das geht. Drei Menschen aus drei Ländern Europas. Kein Probleme, kein Stress und ähnliche Ansichten, auch und insbesondere über das Segeln hinaus. Warum gelingt das nicht nur einzelnen Menschen, sondern auch Völkern und Nationalitäten?

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Lütt Matten in Warnemünde

Lütt Matten ist angekommen. Warnemünde auf eigenem Kiel in Sicht zu haben, war für mich ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Ich bin nun froh, das Boot in heimatlichen Gefilden zu haben und muss mich nun an das Einhandsegeln weiter rantasten, Schritt für Schritt.

 

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